Im Mittelalter erschien das Ballspiel auch für Erwachsene so unentbehrlich, daß man in den Städten besondere Ballhäuser errichtete, in denen man bei ungünstiger Witterung sich diesem Vergnügen hingeben konnte. In Universitätsstädten wurden die Ballhäuser namentlich von Studenten fleissig besucht. Fischart schildert in seinem Gargantua diese Gebäude als gewaltige Bauwerke ohne Stockwerke und Zimmer. Sie waren gewöhnlich 90 Fuß lang, 30 Fuß breit und trugen auf ihren 20 Fuß hohen Mauern nach außen geöffnete Gallerien, welche mit Netzen verhängt waren.
Das ganze Innere war schwarz angestrichen, damit sich die weißen Bälle besser von der Decke und den Wänden abheben sollten. Ein Netz teilte den Raum in zwei gleiche Hälften , welche wiederum durch einen Strich auf dem Fußboden in zwei gleiche Teile geschieden waren.
In manchen Städten hat sich bei den betreffenden Häusern der alte Name erhalten, wenn auch längst die frühere Bestimmung aufgehört hat. Das alte Ballhaus in Leipzig stand auf der Petersstraße. Das Ballhaus in Ingolstadt von besonderer Größe steht heute noch.
Wenn auch heutzutage Erwachsene nicht mehr Ball spielen, wie im Mittelalter, wo die Menschen viel heiterer und lebenslustiger waren, so wird doch glücklicherweise von unseren Kindern das gute deutsche Ballspiel durch die unnötigerweise uns zugeführten kostspieligen englischen Spiele (Football , Lawn Tennis , Kricket u.a.) nicht verdrängt, sondern als kostbares, uraltes, Leib und Seele erfrischendes Bewegungsspiel für unsere Jugend in alle Ewigkeiten fortbestehen.
mit Anmerkungen zitiert nach Deutsches Kinderlied und Kinderspiel (1897), S. 613ff