Hans war im Kinderrocke schon
Ein ungezogner Knabe
Keck sprach er allen Menschen Hohn
Das war so seine Gabe
Manch Gängelband riß er entzwei
zum Herzeleid der Zofe
Entwischte dann und war er frei
so schwärmt er wild im Hofe
Mit seiner Kraft wuchs auch sein Mut
Sein Ungestüm sein Toben
Kein Nachbar war dem Buen gut
Kein Lehrer konnt ihn loben
Er sprang, er lief und kletterte
Hoch über Zaun und Hecken
Oft schrie die Mutter ach! und weh!
Und sah es an mit Schrecken
Kein Graben war fur ihn zu breit.
Er musst hinüber springen
Doch wollte die Verwegenheit
Nicht immer recht gelingen
Sah er des Vaters Ross im Stall
Husch, war der Junge droben
Und dann ging´s über Berg und Tal
daß Kies und Funken stoben
Das Sitzen war nun gar sein Tod
Das Lemen seine Plage
Die Lehrer hatten ihre Not
Und führten bittre Klage
Beim Schreiben hatt er selten Ruh
Ihn schreckten die Vokabeln
Kaum hört er noch geduldig zu
Der Amme Wunderfabeln
Nun wuchs der Bursche so heran
Im zügellosen Wesen
Der Bart verkündigte den Mann
Doch konnt der Mann kaum lesen
Leer war der Kopf und roh der Sinn
Wild, ungestüm und fluchtig
Die edle Jugendzeit war hin
Hans war zu nichts nun tüchtig
Gross war er wohl, doch ungeschickt
und seiner Eltern Schande
Zuletzt ging er, vom Schimpf gedrückt
Aus seinem Vaterlande
Was hilft ihm das ? Ihm fehlte stets
Geschick und Brot und Ehre!
Denn, Kinder ! wie man´s treibt, so geht´s
Merkt euch die weise Lehre !
Text: Philipp Julius Lieberkühn (1784)
zuerst in Campe : Kinderbibliothek (1784 , Hamburg )
in Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) 1784