Als Noah aus dem Kasten war
da trat zu ihm der Herre dar
der roch des Noah Opfer fein
und sprach: „Ich will dir gnädig sein
und weil du ein so frommes Haus
so bitt´ dir selbst die Gnade aus!“
Da sprach der Noah: „Lieber Herr!
Das Wasser schmeckt mir gar nicht sehr
Dieweil darin ersäufet sind
All‘ sündhaft Vieh und Menschenkind:
Drum möcht‘ ich armer, alter Mann
ein anderweit Getränke han.“
Da griff der Herr ins Paradies
Und gab ihm einen Weinstock süß
Und sprach: „Den sollst du pflegen sehr!“
Und gab ihm guten Rat und Lehr‘
Und wies ihm alles so und so;
Der Noah ward ohn‘ Maßen froh.
Und rief zusammen Weib und Kind,
dazu sein ganzes Hausgesind‘;
pflanzt Weinberg‘ rings um sich herum,
der Noah war fürwahr nicht dumm;
baut‘ Keller dann und preßt‘ den Wein
und füllt‘ ihn gar in Fässer ein.
Der Noah war ein frommer Mann,
stach ein Faß nach dem andern an
und trank es aus zu Gottes Ehr‘,
das macht‘ ihm eben kein Beschwer;
er trank, nachdem die Sündflut war,
dreihundert noch und fünfzig Jahr‘.
Ein kluger Mann daraus ersicht,
daß Weingenuß ihm schadet nicht
und item daß ein guter Christ
in Wein niemalen Wasser gießt,
dieweil darin ersäufet sind
all‘ sündhaft Vieh und Menschenkind
Text: August Kopisch – 1824
Musik: Karl Gottlieb Reißiger – 1824