Als in dem großen Völkerkrieg
Napolium focht Sieg auf Sieg
Germania mit Haut und Haar
fast ganz in seinen Klauen war
da trat ihr Geist zu Vater Jahn
und hob mit Zornesklagen an
Der Deutsche war doch sonst so stark
in seinen Gliedern Kraft und Mark!
Die Riesenfäuste fielen schwer
auf jeden Feind zu guter Lehr
Der Römer zitterte, der Wicht
von Franzmann widerstand ihm nicht
Doch sagt, wie seid ihr jetzt so klein
so dünn just wie der Mondenschein
verwachsen, krüpplig- krumm und lahm
und anstatt Löwen lammeslahm
Geht das so fort, mit Schmach und Hohn
lauf ich in alle Welt davon
Der Vater Jahn rieb sich die Stirn
und sprach mir funkelt’s in dem Hirn
Dem Deutschen soll geholfen sein
doch bläu ihm meinen Rat gut ein!
Gelingt’s, sprach sie, charmanter Mann
mein ganzes Herze, sollst du ha’n
Der deutsche Ritter, holdes Weib
sprach Jahn, der hielt auf seinen Leib
der hat nicht lang und viel studiert
wovon man blaß und hager wird
der tummelte im Freien sich
im Reiten, Schwimmen meisterlich
Der deutsche Bub’ erst kaum sechs Jahr
ein Meister schon im Ringen war
Und ging der Vater auf die Jagd
da half er mit ganz unverzagt
und drang auf Wolf und Bär und Schwein·
mit scharfer Axt und Lanze ein
Da wuchs ein groß und stark Geschlecht
ihm nachzuahmen wäre rech
Mag das Studieren auch besteh’n
dem Körper muß sein Recht geschehn
weil-s Volk nicht Waffen tragen darf
so turn’s am Reck und Barren scharf
Gerniania hat froh genickt
und Jahn den Ruf ins Land geschickt
Wem Leib und Leben lieb, herbei
zu der hochedlen Turnerei!
Nun ging das Turnen an und fort
und wurde Deutschlands Schirm und Hort
Text: R. K. (Dresden)
Musik: auf die Melodie von „Als Noah aus dem Kasten war“
in: Neues Liederbuch für deutsche Turner (vor 1890)