Alles kommt zu seinem Ende
aber mein Verlangen nicht
wo ich mich hin kehr und wende
alle Treue mir gebricht
Kein Vergnügen steht mir offen
mein Verlangen bricht allzeit
und ich muss vergebens hoffen
weil ich seh Unmöglichkeit
Klippen Felsen hohe Berge
Finstre Wälder tiefes Thal
Wilde Tiere Wasserwellen
Wehret Luft und Echoschall
Helfet meinen Schmerz beweinen
Seht doch meinen Jammer an
Helfet helfet helfet weinen
Helfe wer da helfen kann
Euch muß ich mein Schicksal klagen
Und bekenne in der Still
Was mich tut so heimlich plagen
Mir geschieht gewiß zu viel
Dass ich muß unschuldig leiden
Sagt wie kann ich fröhlich sein
Sagt obwohl ein größer Leiden
In der ganzen Welt mag sein
Unglück spannet seinen Bogen
Zielt auf mich mit seinem Pfeil
Hat die Schnur schon angezogen
Mich zu treffen in der Eil
Und ich kann mich nicht entbinden
Weil es mir das Herz abnagt
Kein Ursach an mir zu finden
Warum Unglück mich so plagt
Andre leben stets in Freuden
Aber ich muß traurig sein
Andre wissen nichts von Leiden
Und ich weiß von nichts als Pein
Andre sind zur Freud geboren
Leben stets in Fröhlichkeit
Ich zum Leide auserkoren
Sterbe fast vor Traurigkeit
Ich bin gleich der Turteltauben
Die sich selbst den Schluß gefaßt
Wenn man tut ihr Echo rauben
Setzt sie sich auf dürren Ast
Wenn ihr Echo ist gestorben
Girrt und klagt sie immer fort
Angst und Not hab ich erworben
Weil ich bin an diesem Ort
Nun mein Unglück wird sich wenden
Wenn der Unglückssturm sich legt
Wird den Schluß der Himmel enden
Wie er sonsten immer pflegt
Alsdann werd ich voll Verlangen
Dich mit größern Freuden sehn
Küssen deine zarten Wangen
Himmel lass es bald geschehn
Text und Musik: Verfasser unbekannt (vor 1840)
Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895)
Wurde um 1840 in Schlesien (Umgegend von Hainau) viel gesungen.