Ade, du theures Vaterland,
Es winkt zum Abschied unsere Hand;
Zwar trübet sich nun unser Blick,
Doch lächelt uns der Zukunft Glück;
Im Vaterland nur Angst und Noth,
Typhus, Jammer, Hungerstod;
Drum suchen neue Heimat wir
Amerika, bei dir, bei dir …
Drum treten wir die Reise an
Voll Muth, und das ist wohlgetan;
Besteigen kühn das stolze Schiff
Und trotzen Sandbank, Felsenriff,
Und wenn uns in der Flut auch dann
Der Zahn des Haifischs grimmig droht,
So blicken hoffend wir auf Gott,
Der läßt uns werden nicht zum Spott.
Was ist des Lebens höchstes Gut,
Die Freiheit ist’s, drum Gut und Blut
Das setzt daran der deutsche Mann,
Daß er sie kühn erringen kann.
Sich satt zu essen, zweitens ist
Auch ein Grund, wie ihr wohl wißt;
Drum weil man eng uns eingezwängt,
Den Brotkorb immer höher hängt.
Dort lächelt mild der Sonnenstrahl,
Wenn auch kein sanftes Freudenthal;
Dort gibt’s auch Arbeit, Schweiß und Müh‘,
Umsonst gab die Natur noch nie;
Doch was erzielt die fleiß’ge Hand,
Gehört auch dem im neuen Land,
Wer’s redlich fleißig sich erwirbt,
Der sparsam ist der nicht verdirbt.
Dort an des Ohios Blütenstrand,
Da bauen wir mit reger Hand
Die neue Heimat uns, die schöne
Wird wie ein Paradies da stehn,
Die Heimath, die uns selbst gehört,
Wo man’s Sattessen nicht verwehrt,
Wo das was unserem Fleiß gelingt,
Auch für uns selbst den Nutzen bringt.
Verfasser: Christian Hansen (1822 – 79).
Quelle: Lutz Röhrich, Auswandererschicksal im Lied, in Peter Assion, Der große Aufbruch. Studie zur Amerikaauswanderung, Marburg 1985, S. 71 -109, hier S. 79f. (gekürzter Liedtext)