Ach, was soll ich Weber machen
Was soll ich denn fangen an
Es ist mir nicht mehr zum Lachen
Weil man kaum mehr leben kann
Von dieser lieben Weberei
Ja, ich sag es ohne Scheu
Für 36 Groschen Lohn
Muß man 200 Ellen weben
Dazu von drei Wirkstühlen schon
Gewerbesteuer geben
Die Klassensteuer wird erhöht
Sobald der dritte Stuhl dasteht
Beim Fabrikant ist es nicht mehr
Als wie vor zwanzig Jahren
Die Weber kommen bei meiner Ehr
In großen, großen Scharen
Und einer klagt dem andern dann
Daß er ja kaum mehr leben kann
Kein Keitel Schuß soll jetzt nicht mehr
Als Metzgarn übrigbleiben
Der Fabrikante tut gar sehr
Den Stamm und Nummer schreiben
Auf jedes Stück dann man ja
Wenn’s gleicht kommt nach Amerika
Der Gucker ist ja wie bekannt
Ein ganz infames Ding
Denselben nimmt der Fabrikant
Und zählt die Fäden flink
Trifft dann die Fadenrechnung nicht
Er mir sogleich am Lohn abbricht
Und auch kein Gängel darf man nicht
Mehr von jeder Breite nehmen
Ein jeder weiß, wie es geschieht
Daß man sich muß bequemen
Zu einer Strafe die nicht klein
Zehn Silbergroschen müssen sein
Nachschmützen, wie es früher Mode
Will ich jetzt keinen raten
Man muß sich fürchten bald zu Tode
Bei solchen feinen Taten
Weil man bei einer Elle schon
Gestraft wird um den Weberlohn
Die Ursach von der schlechten Zeit
Sind doch wohl die Maschinen
Man bringt es jetzt ja schon so weit
Man darf sie nur bedienen
Knüpft Faden, setzt die Sperrut fort
Und bringt den Stuhl an seinen Ort
Mit Leinewand und andern Sachen
Die Ware sei schwarz oder weiß
Wird man nicht viel Geschäfte machen
Denn alles hat geringen Preis
Das Geld fehlt ja bei jedermann
Ohn‘ Geld man ja nichts kaufen kann
Das Geld fehlt sehr, doch sind fürwahr
Anjetzt noch andere Sachen
Die auch noch in diesem Jahr
Viel Sorg und Kummer machen
Ach, an Kartoffeln fehlt es sehr
Und an Butter noch viel mehr
Nach Steinitz , I, S. 263, nach: Mitteldeutsche Blätter 2, 1927, S.134, Friederdorf bei Ebersbach , Oberlausitz , um 1830