Ach umsonst auf allen Länderkarten

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

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Ach umsonst auf allen Länderkarten

Ach, umsonst auf allen Länderkarten
spähst du nach dem seligen Gebiet
wo der Freiheit ewig grüner Garten
wo der Menschheit schöne Jugend blüht

Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken
Und die Schifffahrt selbst ermisst sie kaum
Doch auf ihrem unermeßnen Rücken
Ist für zehen Glückliche nicht Raum

In des Herzens heilig stille Räume
mußt du fliehen aus des Lebens Drang:
Freiheit ist nur in dem Raum der Träume
und das Schöne blüht nur im Gesang

Text: Friedrich Schiller (um 1800, „Der Antritt des neuen Jahrhunderts“)
Musik: F. A. Kempt  (vor 1842)
in: Finks Hausschatz (1843) — Deutsches Liederbuch (Schanz und Parucker, 1848) — Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895)


CDs und Bücher mit Ach umsonst auf allen Länderkarten:

Anmerkungen zu "Ach umsonst auf allen Länderkarten"

Der vollständige Text des Gedichts von Friedrich Schiller:

Der Antritt des neuen Jahrhunderts

Edler Freund! Wo öffnet sich dem Frieden
Wo der Freiheit sich ein Zufluchtsort?
Das Jahrhundert ist im Sturm geschieden
Und das neue öffnet sich mit Mord

Und das Band der Länder ist gehoben
Und die alten Formen stürzen ein
Nicht das Weltmeer hemmt des Krieges Toben
Nicht der Nilgott und der alte Rhein

Zwo gewaltge Nationen ringen
Um der Welt alleinigen Besitz
Aller Länder Freiheit zu verschlingen
Schwingen sie den Dreizack und den Blitz

Gold muß ihnen jede Landschaft wägen
Und wie Brennus in der rohen Zeit
Legt der Franke seinen ehrnen Degen
In die Waage der Gerechtigkeit

Seine Handelsflotten streckt der Brite
Gierig wie Polypenarme aus
Und das Reich der freien Amphitrite
Will er schließen wie sein eignes Haus

Zu des Südpols nie erblickten Sternen
Dringt sein rastlos ungehemmter Lauf
Alle Inseln spürt er, alle fernen
Küsten – nur das Paradies nicht auf

Ach umsonst auf allen Länderkarten
Spähst du nach dem seligen Gebiet
Wo der Freiheit ewig grüner Garten
Wo der Menschheit schöne Jugend blüht

Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken
Und die Schiffahrt selbst ermißt sie kaum
Doch auf ihrem unermeßnen Rücken
Ist für zehen Glückliche nicht Raum

In des Herzens heilig stille Räume
Mußt du fliehen aus des Lebens Drang
Freiheit ist nur in dem Reich der Träume
Und das Schöne blüht nur im Gesang.