Ach Joseph, lieber Joseph
was hast du gedacht
Daß du die schöne Bertha
ins Unglück gebracht
Ins Unglück geführet
so jung und so schön
Auf daß sie hat ermordet
ihr einziges Kind
Ach Joseph, lieber Joseph
mit mir ists bald aus
Denn sie werd´n mich ja führen
zum Schandtor hinaus
Zum Schandtor hinaus
wohl auf den grünen Platz
Ei da wirst du bald sehen
was die Liebe hat gemacht
Der Richter kam gegangen
hat den Stab in seiner Hand,
und macht der schönen Bertha
ihr Urteil bekannt.
Ach Richter, lieber Richter
ach richt mich fein geschwind
Denn ich will ja gern sterben
daß ich komm zu meinem Kind
Ihr Eltern und Geschwister
weint nicht um meine Not
Zeitlebens im Gefängnis
viel lieber den Tod.
Ach Joseph, lieber Joseph
komm reich mir deine Hand
Ich will dir ja verzeihen
das ist Gott wohlbekannt
Der Fähndrich kam geritten
und schwenket seine Fahn
Halt ein mit der schönen Bertha,
denn ich bringe Pardon!
Ach Fähndrich, lieber Fähndrich
sie ist ja schon tot
Gute Nacht, meine schöne Bertha
deine Seel ist bei Gott
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Allgemeines Deutsches Liederlexikon (1844, Nr. 20) — Deutscher Liederhort (1856, Nr. 7)
Vielfach mündlich überliefert , diese Fassung aus Brandenburg – die zweite Melodie stammt aus der Gegend von Lilienfeld in Österreich . Das Lied erzählt vom Elend einer jungen Frau, die ihr neugeborenes Kind tötet. Welche Rolle der Kindsvater dabei gespielt hat, wird nicht erzählt.