Ach Gott ich bin ein armer Bauer

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Ach Gott ich bin ein armer Bauer
mein Leben ist mir mächtig sauer.
Jetzt treibs ich noch bis Martinstag,
dann hab ich erst die größte Plag.
Der Amtmann hält mich immer auf,
und setzt mich in das Narrenhaus.
Bring ich Etwas auf den Markt,
so pressen mich die Leute stark.
Der eine reißt mich hin, der andere her,
so treiben sie´s eine lange Zeit mit mir,
bis ich das Geld unter sie verteil.
Bleibt mir noch etwas übrig davon,
so kauf ich, was ich kaufen kann;
Ketten, Karrensalben und auch Schmer,
so ist mein Beutel schon wieder leer.
Ich hab drei Kühe nur ums Halb,
dem Metzger gehört jetzt schon das Kalb.
Wenn ich glaub, es sei mein Gewinn,
so nimmt´s der Metzger schon dahin.

Ich hab drei Pferd, ’s ist kein’s was wert,
das erste hinkt heuer und fernd,
das zweite ist blind und faul,
das dritte hat kein Zahn im Maul.
Der Pflug der mangelt mir am Rad,
der Wagen keine Leitern hat,
die Egge hat auch nur acht Zahn,
ich darf doch zu keinem Wagner geh’n.
Ich hab einen Knecht, man hat mir gesagt,
der Lecker schlupf mir zu der Magd.
Auf 30 f. kommt sein Lohn,
ich hab doch gefurcht; er lauf davon.
Der Pfarrer mahnt mich immer zur Geduld,
er meint, ich sei der Sünde schuld.
Er weiß, daß er den Zehnten hat,
die Frucht mag schlagen auf oder ab.
Der Schultheiß ist mir auch nicht hold,
ich weiß wohl, wie ich’s hab verschuld’t.
Ich hab gesagt, er freß nur ab der Gemeind,
darum ist er meinem Herzen so feind.

Man gibt mich immer nur so bei ihm an,
ich denk der Bittel hat’s getan.
Ich will’s ihm aber schon noch tränken ein,
er wird nicht immer Bittel sein.
Wenn ich dann einmal lauf vorbei,
so schlag ich ihm die Fenster ein.
Ich hab ein schweres Joch zu Haus.
Was meint ihr, daß es sei?
Es ist mein Weib voll Schelmerei.
Sie bringt mir’s Mus in d‘ Stuben rein,
und brockt mir böse Worte drein.
Ach wollte Gott sie war‘ im Himmelreich,
dann gab sie mir und ich ihr keinen Streich!

Text: Verfasser unbekannt – Bauernklage
(Spruch des armen Bauern im Pfingstritt (Pfingsten) der Rottweiler Gegend, der sich eng mit dem Text eines Flugblattliedes aus dem 17. Jh. berührt);
Strobach, Bkl. S. 55-34  – nach: Schürz dich Gretlein

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