Ach, all wir armen Teufel
Aus zwanzig Nationen,
Die eng in Sachsenhausens
Barackenlager wohnen.
Weiss keiner für wie lange,
Begrenzt ist nicht die Zeit;
Rings Streusand nur und Kiefern,
Die Heimat, ach, so weit!
Doch alles geht vorüber,
Auch das geht mal vorbei,
Und eines schönen Tages
Sind wir alle wieder frei!
Wir tragen viele Lasten,
Der Tag wird Ewigkeit;
Wir tragen was auch kommen mag,
Wir tragen unser Leid.
Wir müssen nichts als laufen,
Marschiern und stille stehn;
Doch tröstlich bleibts zu wissen:
Mal werden wir wieder gehn!
Denn alles geht vorüber,
Auch das geht mal vorbei,
Und eines schönen Tages
Sind wir alle wieder frei!
Wenns schneit, ziehn graue Schwärme
Von Krähn mit zum Appell;
Im Sommer kreisen Tauben rund
Und Lerchen jubeln hell.
Die Winter gehn vorüber,
Die Sommer ziehn ins Land,
Bald reichen Fraun und Brüdern wir
Beim Wiedersehn die Hand.
Denn alles geht vorüber,
Auch das geht mal vorbei,
Und eines schönen Tages
Sind wir alle wieder frei!
Ach, all wir armen Teufel
Aus zwanzig Nationen,
Die kreuz und quer durchs Lager ziehn
Auf Jagd nach den Portionen.
Wir springen über Meilenstein‘,
Wie der Berber auf die Kippe;
Wir hopsen weiter wie noch je
Dem Tode von der Schippe!
Denn alles geht vorüber,
Auch das geht mal vorbei,
Und eines schönen Tages
Sind wir alle wieder frei!
Text: Walter Hammer
IfZ München, ED 106, Bd. 75. Die Lieder waren gesammelt worden von Walter Riemer.
Ach, all wir armen Teufel“ entstand am 31. August 1942.