A Redder träd a Bai un a Dans
A Bai a Redder allik
Uk ian stolt Fomen träd’r hjam nai
iareg un a Daans Stolt an süwerlik
(Der Ritter trat den Knappen in dem Tanz
Der Knappe den Ritter desgleichen
Auch ein stolz Mädchen trat ihnen nah
arg in dem Tanz, stolz und säuberlich)
Sie waren auch wohl Brüder die einzigen drei
(Der Knappe den Ritter desgleichen.)
Sie hatten eine Schwester und die war jung.
(Arg in dem Tanz, stolz und säuberlich.)
Sie hatten eine Schnur und die war bös (?)
(Der Knappe den Ritter desgleichen)
…………
(Arg in dem Tanz etc..)
Die Schnur die grollte der Schwester so sehr
Sie sagte, daß die Schwester verspielet wär
(Verloren).
Sie warfen das Loos wohl dreimal herum
Das fiel dem jüngsten Bruder zu
Der jüngste Bruder sattelt auf sein Pferd
Und ritt wohl vor der Schwester Tür.
Bist du wohl gekommen, mein Bruder allein?
Willst du Met oder willst du Wein?
„Weder will ich Met, noch will ich Wein:
Ich bin wohl gekommen als Büttel über dich.“
„Bist du wohl gekommen als Büttel über mich,
So wolln wir ‚mal hinaus in den Garten gehn“
Der jüngste Bruder holte aus sein Schwert
Und haute der Schwester das Haupt da ab
So viele Blutstropfen, als da von ihr sprangen
So viele Wachslichter sollen über ihr brennen
Da kamen drei Täubchen . . . (?) weiß
Und holten die Schwester ins Himmelreich
Da kamen drei Täubchen rabenschwarz
Und holten den Bruder in die Höllenpfort
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1797 „Der grausame Bruder“, Nachtrag zu Nr. 186, Nordfriesisches Tanzlied von der Insel Föhr) – Altes Tanzlied aus Osterland-Föhr. Die Melodie nach mündlicher Überlieferung aufgezeichnet von von Otto Bremer auf einer Studienreise 1886.
E. P. Hansen bemerkt S. 220: „Es scheint mir, daß diese altfriesische Ballade . . . eine geschichtliche Grundlage hat, vielleicht die Taten und Untaten des ostfriesischen Edelmanns Boi Ocken schildert, der in Neapel zum Ritter geschlagen wurde, nachdem er dort der Königin lange gedient hatte, worauf er nach seiner Heimat reiste und alle Gewalt im Brockmerlande an sich riß, als Ritter sich nun Occo then Brock nennen ließ und seinem Volke und seiner Familie viel Unrecht zufügte. Er lebte im 14. Jahrhundert.“