Ich weiß nicht, ob ich darf trauen Michel meinem Knecht

Ich weiß nicht, ob ich darf trauen
Michel meinem großen Knecht
denn ich merk, bei meiner Frauen
ist der Schlingel eben recht
Sie setzt ihm oft mein Mützchen auf
und küßt ihn wohl noch obendrauf
Gesprochen:
Das sind freilich ganz unschuldige Spaße:
Indessen taugt´s doch nicht und ist nicht recht
daß meine Frau nicht leben kann ohne Michel, meinen Knecht

Wenn sie bleichet in dem Garten
oder Zeug gewaschen rein
muß ihr Michel stets aufwarten
und allzeit der nächste sein
das kränket mich ins Herz hinein
daß Michel soll mein Schwager sein:
Gesprochen:
Ich habe zwar sonst gegen seine Schwagerschaft nichts auszusetzen
denn er ist ein tüchtiger Kerl:
Indessen taugt´s doch nicht und ist nicht recht
daß meine Frau nicht leben kann ohne Michel, ihren Knecht

Als ich neulich von der Reise kam
um späte Mitternacht
hatte sich nach alter Weise
Michel zu der Frau gemacht
und als ich wollt hinein zu ihr
stand Michel vor der Kammertür:
‚Gesprochen:
Der Teufel kann wissen, ob der Kerl heraus .oder hinein wollte:
Indessen taugt´s doch nicht und ist nicht recht
daß meine Frau nicht leben kann ohne Michel, ihren Knecht

Wenn der Pfarrer sie im Guten
nicht auf andre Wege bringt
wird man´s sehn und nicht vermuten
was für Unheil draus entspringt
und eh sie sich´s mal werden versehn
so werd ich vor der Kammertür stehn

Gesprochen:
Und werde sagen: Kinder, um Gottes willen
laßt doch die dummen Streiche bleiben:
Denn es taugt doch nicht und ist nicht recht
daß meine Frau nicht leben kann ohne Michel, ihren Knecht.

Merkt euch das, ihr Junggesellen
die ihr einst heiraten wollt:
Michel pflegt sich einzustellen,
ist ihm nur die Frau erst hold
drum nehmt euch einen solchen Knecht
der krumm und bucklicht, schief und schlecht
Gesprochen:
Ich will gerade nicht sagen, dafe solche Knechte zur Arbeit die besten sind
Indessen taugt´s doch nicht und ist nicht recht,
daß meine Frau nicht leben kann ohne Michel, ihren Knecht.

Liederthema:
Liederzeit vor 1842 - Zeitraum:
Stichwort:


500 Jahre Bauernkrieg

Wessen Erde ist die Erde ?
Wessen Welt ist die Welt?

Die Grenzgänger spielen Lieder und Texte aus dem Bauernkrieg von 1524/1525 und ziehen die Parallelen bis in die heutige Klimakrise. Lieder aus der bedeutenden Sammlung “Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters” von Wolfgang Steinitz (1954/1962) und Songs von Bertolt Brecht treffen auf Geschichten des legendären Bundschuh-Führers Jos Fritz, Passagen aus den Reden Thomas Müntzers und aus den Memminger Artikeln, der frühesten gedruckten Erklärung der Menschenrechte von 1525. (Weitere Infos)

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