Glück auf, mit Gott! der Anfang ist geschehen (Eisenbahn)

Glück auf, mit Gott! der Anfang ist geschehen,
Es liegt die Strecke Bahn!
Und soll’s nach Ost und Westen weiter gehen,
So knüpft man eben an. –

Das schöne Werk, der Gegenwart zum Lobe
Wird’s sicher anerkannt
Als erster Punkt, als musterhafte Probe
In unserm Vaterland.

Zwar eben geht’s, zu Nutz und zum Ergötzen,
Von hier zur Schwesterstadt;
Doch kann der Mensch wohl Berge auch versetzen,
So er den Willen hat. –

Und kann’s nicht Einer, nun so können’s Viele,
Wenn Eintracht sie umschlingt.
Geht Aller Streben fest nach einem Ziele,
Gewiß das Werk gelingt.

Seht ihr die Bahn, die Linien von Eisen,
Die, fest und schnurgerad,
Bedeutungsvoll nach Ost und Westen weisen?
Sehr ihr den Zauberpfad?

Was schnaubt und qualmt dort vor der Wagen Reihe?
Es scheint ein Elefant,
Daß er als Zugtier sich zum Dienste weihe,
Gemacht von Menschenhand.

Und seht; es zieht mit wunderbarer Schnelle
Den langen Wagenzug
Dies Werk der Kunst gar mächtig von der Stelle,
In adlergleichem Flug

Was ist’s, das wunderbarlich heut zu Tage
Solch‘ Menschenwerk belebt? –
Das Element, auf dem, nach heil’ger Sage,
Einst Gottes Geist geschwebt.

Und noch ein Element mit ihm verbunden,
Ihm scheinbar nicht verwandt;
Das Prometheus in tatenvollen Stunden
Dem Himmel kühn entwandt

Kennt ihr das Kind des Wassers und der Flammen?
Es wird nur Dampf genannt;
Doch Wunder wirkt’s, hält man es klug zusammen,
Gezähmt von Menschenhand.

‚Hans Dampf‘ hat man zum Schimpf oft den geheißen,
Der nicht viel hergeschafft;
Doch Dampf ist nun auf solcher Bahn von Eisen
Das Ideal der Kraft.

Vergeudet nicht zu Kriegs- und Mordgewehren
Hinfort dies edle Erz!
In Fried‘ und Glück auf solcher Bahn verkehren,
Erfreue Aller Herz.

Ja, alle Ketten, Fesseln, Wehr und Waffen
Aus roher harter Zeit,
Sie werden einst in Schienen umgeschaffen,
Zum Preis der Menschlichkeit. –

Mit Schienen, Freunde, webet ohne Bangen
Ein Netz von Pol zu Pol!
Sieht sich Europa einst darin gefangen,
Dann wird es ihr erst wohl!“

„Zur Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahn, der Strecke von Nürnberg nach Fürth, schrieb ein ehrbarer Nürnberger Bürger das obige Gelegenheitsgedicht: Bemerkenswert ist der Gedanke, daß der harte Stahl nicht mehr zu mörderischen Waffen geschmiedet wird, sondern zu dienenden Schienen. Der Gedanke an Freiheit klingt an, eine friedliche Verbindung über Deutschland hinaus.“
in: „Die Eisenbahn im Gedicht“ (von Karl-Ludwig Barkhausen, ca. 1980, Nr. 3).

Liederthema:
Liederzeit vor 1835 - Zeitraum: ,
Stichwort:


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