Morgenrot, Morgenrot
Gott sei Dank, der Krieg ist tot
Ein Jahr länger, und in Preußen
Konnten wir vor Hunger kaum noch – – grade stehn
Großer Gott, wir loben dich
Morgenrot, Morgenrot
Schön schmeckt doch ein Butterbrot
Marmelade ist famose
Doch mir geht’s gleih cin die — hohlen Zähne
O Wie wohl ist mir am Abend
Morgenrot, Morgenrot
Wilhelm leidet große Not
Ging nach Holland ganz alleine
Denn man bracht ihm auf die – – Eisenbahn
Leb denn wohl, du stilles Haus
Morgenrot, Morgenrot
Schieber haben große Not
Durchgebrannt sind all die Hohen
Sind ins Ausland jetzt – – ins Bad gereist
Das Wandern ist des Müllers Lust
Morgenrot, Morgenrot,
Revolution, die tut uns Not
Hätt gesiegt Deutschland so
Kriegte jeder jetzt ’nen –Arm voll Belobigunμç
Und singt dazu: Ich bin ein Preuße!
in: ALA (Arbeiterliedarchiv); eingesandt 1956 von Herbert Kleye, Berlin–Spandau
Aus der Zeit nach dem Weltkrieg, aus den ersten Revolutionsmonaten, stammt diese Morgenrot-Parodie aus Berlin, die genau denselben Bau wie a.-c. aufweist (Der große Steinitz, 1962, Nr. 260 F)
Zur Geschichte dieses Liedes:
Versionen, Parodien und Nachdichtungen: :
Liederthema: Arbeiterlieder, Lieder gegen den Krieg
Liederzeit vor 1919 - Zeitraum: 1918-1921 Deutsche Revolution
Stichwort: Orte: Berlin
Geschichte dieses Liedes: Morgenrot Morgenrot
Archivnummer: BSMA Steinitz 260 F
Anmerkungen:
Herbert Kleye, der Einsender des Liedes an das ALA (Arbeiterliedarchiv), schrieb dazu:
„Diese Parodie habe ich Anfangs 1919 während einer Bühnenschau im Elysium-Kino (später Flora Lichtspiele), Landsberger Allee / Ecke Petersburger Straße (jetzt Leninallee / Ecke Bersarinstraße) von einem Humoristen gehört. Das Lied hatte ungefähr 10 Verse, der Text wurde in damaliger Zeit in den Musikalienhandlungen für 10 Pfg. verkauft. Einzelne Strophen des Liedes habe ich im Bekanntenkreis wie auf meiner Arbeitsstelle am Wedding singen gehört, eiıı Zeichen, dass es sehr bekannt war. Die einzelnen drastischen Stellen des Liedes waren wohl nur in der damaligen Zeit möglich, öffentlich auf der Bühne gesungen zu werden. Eine Strophe handelte von „Noske“, eine über die Kohlrübe, eine vom „Aushalten“, aber diese weiß ich nicht mehr. Auch wer der Verfasser war, ist mir unbekannt.“