Wer wollte sich mit Grillen plagen
solang uns Lenz und Jugend blühn?
Wer wollt´ in seinen Blütentagen
die Stirn in düstre Falten ziehn?
Die Freude winkt auf allen Wegen
die durch dies Pilgerleben gehn;
sie bringt uns selbst den Kranz entgegen
wenn wir am Scheidewege stehn.
Noch rinnt und rauscht die Wiesenquelle
noch ist die Laube kühl und grün;
noch scheint der liebe Mond so helle
wie er durch Adams Bäume schien
Noch macht der Saft der Purpurtraube
des Menschen krankes Herz gesund;
noch schmecket in der Abendlaube
der Kuss auf einen roten Mund
Noch tönt der Busch von Nachtigallen
dem Jüngling hohe Wonne zu;
noch strömt, wenn ihre Lieder schallen
selbst in zeriss’ne Seelen Ruh
O wunderschön ist Gottes Erde
und wert, darauf vergnügt zu sein!
Drum will ich, bis ich Asche werde
mich dieser schönen Erde freun!
Text: Ludwig Heinrich Christoph Hölty, um 1776.
Musik: Johann Friedrich Reichardt bzw. Volksweise, Verfasser unbekannt bzw. Friedrich Wilhelm Rust (1796)
Zur Geschichte dieses Liedes:
Versionen, Parodien und Nachdichtungen: :
Liederthema: Frühlingslieder, Weisheit
Liederzeit vor 1777 - Zeitraum: 18. Jahrhundert: Volkslieder
Stichwort: Geschichte dieses Liedes: Wer wollte sich mit Grillen plagen
Zweite Melodie:
Ähnliche Lieder:
In diesen Büchern:
u.a. in: Allgemeines Deutsches Kommersbuch (1858) — Feuerwerker-Liederbuch (1883) — Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) — Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) — Liederbuch Postverband (1898) — Wie´s klingt und singt (1936) — Die schönsten Liebeslieder (1981)