Wohlauf, die Luft geht frisch und rein
wer lange sitzt, muß rosten
Den allersonnigsten Sonnenschein
läßt uns der Himmel kosten
Jetzt reicht mir Stab und Ordenskleid
der fahrenden Scholaren
ich will zu guter Sommerszeit
ins Land der Franken fahren
Valleri, vallera, valleri, vallera,
ins Land der Franken fahren
Der Wald steht grün, die Jagd geht gut
schwer ist das Korn geraten
Sie können auf des Maines Flut
die Schiffe kaum verladen.
Bald hebt sich auch das Herbsten an
die Kelter harrt des Weines
Der Winzer Schutzherr Kilian
beschert uns etwas Feines.
Valleri, vallera, valleri, vallera,
beschert uns etwas Feines
Wallfahrer ziehen durch das Tal
mit fliegenden Standarten
hell grüßt ihr doppelter Choral
den weiten Gottesgarten.
Wie gerne wär´ ich mitgewallt
ihr Pfarr´ wollt mich nicht haben!
So muß ich seitwärts durch den Wald
als räudig´ Schäflein traben.
Zum heilgen Veit vom Staffelstein
komm ich emporgestiegen
und seh die Lande um den Main
zu meinen Füßen liegen
Von Bamberg bis zum Grabfeldgau
umrahmen Berg und Hügel
Die breite, stromdurchglänzte Au
Ich wollt, mir wüchsen Flügel!
Valleri, vallera, valleri, vallera,
Ich wollt, mir wüchsen Flügel!
Einsiedelmann ist nicht zu Haus
dieweil es Zeit zu mähen
Ich seh ihn an der Halde drauß´
bei einer Schnitt´rin stehen.
Verfahrener Schüler Stoßgebet
heißt: Herr, gib uns zu trinken!
Doch wer bei schöner Schnitt´rin steht
dem mag man lange winken
Valleri, vallera, valleri, vallera,
dem mag man lange winken.
Einsiedel, das war mißgetan
daß du dich hubst von hinnen
Es liegt, ich seh´s dem Keller an
ein guter Jahrgang drinnen.
Hohio! die Pforten brech ich ein
und trinke, was ich finde.
Du heilger Veit vom Staffelstein
verzeih mir Durst und Sünde!
Valleri, vallera, valleri, vallera,
verzeih mir Durst und Sünde!
Text: Joseph Viktor von Scheffel – 1859
Musik: Valentin Eduard Becker – 1861 , auch vertont von Otto Gauß ()
Vielfach nachgedichtet und in zahlreichen Liederbüchern immer wieder abgedruckt: Wohlauf die Luft geht frisch und rein