Wir hatten gebauet
ein stattliches Haus
Und drin auf Gott vertrauet,
trotz Wetter, Sturm und Graus
Wir lebten, so traulich,
So innig, so frei,
Den Schlechten ward es graulich,
Wir lebten gar zu treu!
Sie lügten, sie suchten
Nach Trug und Verrat,
Verleumdeten, verfluchten,
Die junge grüne Saat!
Was Gott in uns legte,
Die Welt hat’s veracht’t,
Die Einigkeit erregte
Bei Guten selbst Verdacht!
Man schalt es Verbrechen,
Man täuschte sich sehr;
Die Form kann man zerbrechen,
Die Liebe nimmermehr.
Die Form ist zerbrochen,
Von außen herein,
Doch, was man drin gerochen,
War eitel Trug und Schein.
Das Band ist zerschnitten,
War Schwarz, Rot und Gold,
Und Gott hat es gelitten,
Wer weiß was er gewollt!
Das Haus mag zerfallen –
Was hat’s dann für Not?
Der Geist lebt in uns allen,
Und unsre Burg ist Gott!
Text: Daniel August von Binzer –
Musik: Thüringer Volksweise.
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr.1700 „Burschenschaftslied“)
„Wir hatten gebauet ein stattliches Haus“ entstand bei der Auflösung der Jenaer Burschenschaft in Folge der Karlsbader Beschlüsse, 1819. Gesungen 26. November 1819 zu Jena bei Auflösung der Burschenschaft. In den Liederweisen zum Thüringer Liederbuch für Hochschulen 1823, Nr. 86 wird die Melodie als „Weise eines Thüringer Waldliedes“ bezeichnet. auf die gleiche Melodie entstand ein Jahr nach dem Verbot der Burschenschaften: Ich hab mich ergeben mit Herz und mit Hand