Wann wir schreiten Seit’ an Seit’
und die alten Lieder singen
und die Wälder widerklingen
fühlen wir, es muß gelingen:
Mit uns zieht die neue Zeit,
Mit uns zieht die neue Zeit.
Eine Woche Hammerschlag
eine Woche Häuserquadern
zittern noch in unsern Adern
aber keiner wagt zu hadern
Herrlich lacht der Sonnentag
herrlich lacht der Sonnentag.
Birkengrün und Saatengrün
Wie mit bittender Gebärde
hält die alte Mutter Erde
daß der Mensch ihr eigen werde
ihm die vollen Hände hin
ihm die vollen Hände hin.
Mann und Weib und Weib und Mann
sind nicht Wasser mehr und Feuer
Um die Leiber legt ein neuer
Frieden sich, wir blicken freier
Mann und Weib, uns fürder an
Mann und Weib, uns fürder an
Wann wir schreiten Seit’ an Seit’
und die alten Lieder singen
und die Wälder widerklingen
fühlen wir, es muß gelingen:
Mit uns zieht die neue Zeit,
Mit uns zieht die neue Zeit.
Text: Hermann Claudius (1913) , (in meinen Liederbüchern auch: „Wenn wir schreiten Seit an Seit“ und „Birkenlaub und Saatengrün“)
Musik: Michael Englert (1915) – b) Armin Knab (?, „Liederbuch der Bundeswehr, 1962)
CDs und Bücher mit Wann wir schreiten Seit an Seit:
Anmerkungen zu "Wann wir schreiten Seit an Seit"
Der Urenkel von Matthias Claudius (1740-1815, Der Mond ist aufgegangen) hat das Lied 1913 geschrieben. Zum ersten Mal gedruckt erschien es im Juni 1914 mit dem Titel „Wanderlied – Der neuen Jugend gewidmet“ in der Monatsbeilage „Die arbeitende Jugend“ der SPD- und gewerkschaftsnahen Zeitung „Hamburger Echo“. Vertont wurde das Lied vom Rechtssekretär der freien Gewerkschaften Michael Englert (1868-1956, Komponist des heute noch bekannten Lieds „Wir sind jung, die Welt ist offen„, 1914). Englert, im Nebenberuf Musiklehrer und Chorleiter, datiert die Entstehung des Liedes auf Anfang 1915.
Zum ersten Mal aufgeführt wurde es auf einer Protest-Kundgebung von Teilen der Hamburger SPD gegen die Fortsetzung des Krieges im Frühjahr 1915. Nachdem es die Hamburger Arbeiterjugend zum „Ersten Reichszentralen Arbeiterjugendtag“ im August 1920 nach Weimar mitbrachte, wurde es zur Hymne des Jugendtages. Innerhalb weniger Wochen verbreiteten die Jugendtagsteilnehmer und Jugendchöre das Weimarlied im ganzen Reich. (Georg Nagel in der Bamberger Anthologie)
andere später entstandene Strophen 3-6 aus christlichem Umfeld::
Wort und Lied und Blick und Schritt
wie in uralt ew´gen Tagen
wollen sie zusammenschlagen
ihre starken Arme tragen
unsere Seelen fröhlich mit
Wann wir schreiten Seit’ an Seit’
und die alten Lieder singen
und die Wälder widerklingen
merken wir, es muß gelingen:
Mit uns zieht die neue Zeit
Heilgem Kampf sind wir geweiht
Gott verbrennt in Zornes Feuern
eine Welt, sie zu erneuern
wollen kraftvoll wir beteuern
Christus. Herr der neuen Zeit