Schöne Minka, ich muß scheiden
ach, du fühltest nicht das Leiden
fern auf freudenlosen Heiden
fern zu sein von dir
Finster wird der Tag mir scheinen
einsam werd ich gehen und weinen
auf den Bergen, in den Hainen
ruf ich, Minka, dir
Nie werd ich von dir mich wenden
mit den Lippen, mit den Händen
werd ich Grüße zu dir senden
von entfernten Höhn
Mancher Mond wird noch vergehen
ehe wir uns wiedersehen
ach, vernimm mein letztes Flehen
bleib mir treu und schön
Du, mein Olis, mich verlassen
meine Wange wird erblassen
alle Freuden werd ich hassen
die sich freundlich nahn
ach, den Nächten und den Tagen
werd ich meinen Kummer klagen
alle Lüfte werd ich fragen
ob sie Olis sahn
Tief verstummen meine Lieder
meine Augen schlag´ ich nieder
aber seh ich einst dich wieder
dann wird´s anders sein
Ob auch all die frischen Farben
deiner Jugendblüte starben
ja, mit Wunden und mit Narben
bist du, Süßer, mein
Text: Christoph August Tiedge (1808, nach einem russischen Volkslied)
Musik: a) Komponist unbekannt, russisches Volkslied — b) Ferdinand Ries (1829/30, „Der Kosack und sein Mädchen“ — c) Ludwig van Beethoven (1816)
Zur Geschichte dieses Liedes: Schöne Minka
Parodien, Versionen und Variationen:
CDs und Bücher mit Schöne Minka ich muß scheiden:
Anmerkungen zu "Schöne Minka ich muß scheiden"
Steht zuerst in Beckers Taschenbuch zum geselligen Vergnügen für 1809. Tiedge dichtete das Lied zu einer Weise, die von den Dienern einer russischen Herrschaft in Baden-Baden gesungen wurde, ohne daß er den Text des russischen Liedes kannte. Später von Tiedge selbst sehr verändert.
Die süß melancholische Melodie ist hier nach vielfacher mündlicher und schriftlicher Notation (besonders nach Fr. Schneiders Satz für Männerchor, 1839) wiederholt. Sie ist auf klein-russischem Boden geboren und mit einem ähnlichen russischen Texte (von einem Kosaken am Don handelnd) noch jetzt in dem Munde jedes alten Mütterchens. Das von Tiedge nationalisierte kleinrussische Volkslied war in den deutschen Freiheitskriegen ein Lieblingslied; nach dem Drucke im „Liederbuch der Hanseatischen Legion gewidmet“ (v J. D. Runge, Hamburg, 1813 Nr. 104) fand es damals weiteste Verbreitung und wurde bis 1850 in Deutschland viel gesungen und seine Musik gern gespielt. (Böhme, Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895)