Schleswig-Holstein meerumschlungen

Schleswig-Holstein, meerumschlungen
deutscher Sitte hohe Wacht,
wahre treu, was schwer errungen
bis ein schönrer Morgen tagt!
Schleswig-Holstein, stammverwandt
wanke nicht, mein Vaterland!

Ob auch wild die Brandung tose
Flut auf Flut von Bai zu Bai,
o lass blühn in deinem Schosse
deutsche Tugend, deutsche Treu!
Schleswig-Holstein, stammverwandt
bleibe treu, mein Vaterland!

Doch wenn inn´re Stürme wüten
drohend sich der Nord erhebt,
schütze Gott die holden Blüten
die ein mild’rer Süd belebt!
Schleswig-Holstein, stammverwandt
stehe fest, mein Vaterland!

Gott ist stark auch in den Schwachen
wenn sie gläubig ihm vertraun;
zage nimmer und dein Nachen
wird trotz Sturm den Hafen schaun.
Schleswig-Holstein, stammverwandt
harre aus, mein Vaterland!

Von der Woge, die sich bäumet
längs dem Belt am Ostseestrand,
bis zur Flut, die ruhlos schäumet
an der Düne flücht’gem Sand –
Schleswig-Holstein, stammverwandt
stehe fest, mein Vaterland!

Und wo an des Landes Marken
sinnend blinkt die Königsau,
und wo rauschend stolze Barken
elbwärts ziehn zum Holstengau –
Schleswig-Holstein, stammverwandt
bleibe treu, mein Vaterland!

Teures Land, du Doppeleiche
unter einer Krone Dach,
stehe fest und nimmer weiche
wie der Feind auch dräuen mag.
Schleswig-Holstein, stammverwandt
wanke nicht, mein Vaterland!

Text: Matthäus Friedrich Chemnitz (1844)
nach einem älteren Gedicht gleichen Anfangs von Karl Friedrich Heinrich Strass (1842)
Musik: K. G. Bellmann (1844)

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Anmerkungen zu "Schleswig-Holstein meerumschlungen"

Text von Matthäus Friedrich Chemnitz, Advokat in Schleswig, 1844 abgefasst nach einem älteren Gedicht gleichen Anfangs von Carl Friedrich Straß, 1842, Musik von Karl Gottlieb Bellmann, Musikdirektor in Schleswig. Näheres bei Hoffmann, Volkstümliche Lieder, 706. Während der Schleswigschen Kriege 1849 und 1853 war es Soldatenlied, wurde aber auch bei festlichen Gelegenheiten in ganz Deutschland gesungen. Seine zündende Wirkung verdankt das Lied nicht seinem Texte, der entschieden schwülstig und schwer zu behalten ist, sondern lediglich der fieberhaften Erregung über das einem deutschen Stamme geschehene Unrecht. Nachdem dies gesühnt ist, ist das Lied der Vergessenheit verfallen. (Böhme, Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895)

Zuerst von Straß 1844 für ein Liederheft in Schleswig gedichtet, dann 1844, von Chemnitz umgearbeitet. Straß , geboren 1803 in Berlin , starb ebenda 1864 als Advokat. Chemnitz ( 1815 bis 1870) war Advokat in Schleswig.
Zur Entstehung des Liedes
Auf die gleiche Melodie wird unter anderem das Lied „Hecker Hoch! Deine Name schalle“ gesungen

"Schleswig-Holstein meerumschlungen" in diesen Liederbüchern

in: Allgemeines Deutsches Kommersbuch (1858) — Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) — Deutsches Lautenlied (1914) — Liederbuch des jungdeutschen Ordens (ca. 1921) — Hamburger Jugendlieder (1922) — Schleswig-Holsteinisches Liederbuch (1924) — Weltkriegs-Liedersammlung (1926) — Wander-Liederbuch (1927) — Schlesier-Liederbuch (1936) –