Eine große Spielgesellschaft steht in einer langen Reihe, alle fassen einander fest an den Händen, um das Zerreißen der Kette zu vermeiden. Der Anführer läuft nun in mancherlei Schlangenwindungen hin und her und alle sind gehalten, diese Windungen nachzumachen.
Dann kriecht er an beliebiger Stelle unter den hochgehobenen Armen zweier Glieder hindurch und die ihm nachfolgende Kette schlingt auf diese Art einen lebendigen Knoten, bis durch Handwechseln der letzte wieder in seine richtige Stelle kommt. Dann heben auch die beiden ersten ihre Hände zum Tor auf und lassen alle Nachfolgenden durchkriechen, so daß sich ein Kreis darstellt.
Hierauf bleibt der Anführer (der Kopf) stehen und gebietet dem Schwanze Halt zu machen und alle übrigen laufen so oft rund um den Mittelpunkt, so daß die ganze Schlang sich zu einem lockeren Knäuel aufwickelt. Ist das Knäuel vollendet, so rollt es sich in umgekehrter Weise wieder auf.
In Schlesien und Oldenburg singen die Kinder folgenden Reim:
(Schlesien)
Wir wollen das Häslein jagen
kriech Häslein durch den Busch
(Oldenburg)
Es wollt ein Jäger jagen
kruup Häschen durch den Busch
Am Rhein ( Oberdiebach ) sangen die kleinen Mädchen bei diesem Spiel folgendes Liedchen:
Hänschen krieche durch das Loch
deine Mutter will dich schlagen
mit dem Stock ein Loch in Kopf
das darf ich niemand sagen
Diese Schlangenwindungen mit Durchkriechen, Knäuelbilden und Auflösen finden sich bekanntlich als Tanztour in unseren Polonaisen, jedenfalls ist diese Tanzart aber viel älter und nur Nachbildung der altgermanischen, die keinen Paarentanz und kein Rundherumhüpfen um die eigene Achse kannte, sondern nur den getretenen (schrittartigen) Tanz in mancherlei Wiindungen neben dem Springtanze (dem Reigen) ausübte.
nach Oldenburger Kinderreime , 46 und Wagner Nr. 5 –
nach Deutsches Kinderlied und Kinderspiel (1897)