Nicht bloß für diese Unterwelt
schlingt sich der Freundschaft Band
wenn einst der Vorhang niederfällt
wird erst ihr Wert erkannt
Dort, wo der Freude Urquell ist
wo nichts das Auge trübt
wo sich das volle Herz ergießt
und ewig lebt und liebt
Dort wird der Freundschaft hoher Wert
den du und ich empfand
von Engeln Gottes selbst verehrt
dort ist ihr Vaterland
Verwandte Seelen lieben sich
zwar hier schon unverstellt
doch reiner noch als du und ich
in einer bessern Welt
Sieh´ wie die letzte Stunde eilt
bald tönt ihr letzter Schlag
sie kommt, sie eilt, die nimmer weilt
und Grauen folgt ihr nach
Wenn sie nun meinem Blick erscheint
wenn sie von dir mich trennt
wenn dann dein Auge um mich weint
und mein´s dich kaum noch kennt
Dann soll für dich mein letzter Blick
mein letzter Hauch noch fleh´n
Dann tröstet mich das große Glück
vom frohen Wiederseh´n
Komm, sel´ger Trost vom Wiedersehn
auch über uns herab
und wenn wir Freunde scheiden sehn
wisch uns´re Tränen ab
Text: Christian Georg Ludwig Meister (1783) –
Musik: Karl Gottlieb König (1788)
Das Lied wurde viel gesungen (Böhme). C.G.L. Meister gab 1781 in Essen „Lieder für Christen heraus und starb 1811 in Bremen .
in: Liederbuch des Handwerker-Vereins zu Potsdam (1859) — Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) — Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895)