Krambambuli (Studentenlied)

»

Krambambuli (Studentenlied)

Krambambuli , das ist der Titel
des Tranks, der sich bei uns bewährt;
er ist ein ganz probates Mittel,
wenn uns was Böses widerfährt.
Des Abends spät, des Morgens früh
trink ich mein Glas Krambambuli,
Krambimbambambuli, Krambambuli!

Bin ich im Wirtshaus abgestiegen
gleich einem großen Kavalier,
dann laß ich Brot und Braten liegen
und greife nach dem Pfropfenziehr,
dann bläst der Schwager tantari
zun einem Glas Krambambuli,
Krambimbambambuli, Krambambuli!

Reißt mich’s im Kopf, reißt mich’s im Magen,
hab ich zum Essen keine Lust,
wenn mich die bösen Schnupfen plagen,
hab ich Katarrh auf meiner Brust:
was kümmern mich die Medici?
Ich trink mein Glas Krambambuli,
Krambimbambambuli, Krambambuli!

Dein Regiment ist sehr gelinde
und führt keine Bitterkeit
du hängst den Mantel nach dem Winde
und schickst dich in die böse Zeit
Darum, ihr Herrn Politici,
Rat‘ ich euch zum Krambambuli.

Du wärmst das Hirn, erfrischt die Sinnen,
stärkst das Gedächtnis, schärfst den Witz;
Bei dir kann Faulheit nichts gewinnen
der Fleiß behauptet seinen Sitz
Ist einer nur kein menschlich Vieh
so hilft ihm der Krambambuli.

Wär ich zum großen Herrn geboren
wie Kaiser Maximilian
wär mir ein Orden auserkoren
ich hängte die Devise dran:
„Toujours fidéle et sans souci
c’est l’ordre du Crambambuli! …“

Ist mir mein Wechsel ausgeblieben,
hat mich das Spiel auch arm gemacht,
hat mir mein Mädchen nicht geschrieben,
ein’n Trauerbrief die Post gebracht:
dann trink ich aus Melancholie
ein volles Glas Krambambuli,
Krambimbambambuli, Krambambuli!

Wenn das die lieben Eltern wüßten
der Herren Söhne große Not
wie sie so schnell verkeilen müßten
sie weinten sich die Äuglein rot!
Indessen tun die filii
sich bene beim Krambambuli …

Soll ich die Jungfern caressiren
und ein beredter Schmeichler sein
die Tänzerin manierlich führen
so schenk‘ ich erst ein Schnäpschen ein
alsdann so gehts ohn‘ alle Müh
das tut der Geist Krambambuli.

Trinkt Wasser, wie die Bürstenbinder
reist nach Pyrmont und Schwalbach zu:
mein Danziger treibt viel gelinder
befördert Dauung, Schlaf und Ruh
Was soll die mineral’sche Brüh?
Gesünder ist Krambambuli.

Wär Aesculapius noch vorhanden
Hippocrates und Trismegist
Du machtest ihre Kunst zu Schanden
nebst Paracelsens feiner List
Gicht, Kolik, Stein, Hypochondrie
verschwinden im Krambambuli.

Schlug Eisenbart, der Krankheitsstürmer
noch jetzo seine Bühnen auf
du wärst sein mächtigster Beschirmer
halb Deutschland brächtest du in Lauf:
Ich wett – er rief cum emphasi
Ihr Leut‘, kauft Krambambuli.

Doch hat der Bursch kein Geld im Beutel
so pumpt er die Philister an.
Und denkt: „Es ist doch alles eitel
vom Burschen bis zum Bettelmann.“
Denn das ist die Philosophie
im Geiste des Krambambuli …

Soll ich für Ehr und Freiheit fechten
für Burschenwohl den Schläger ziehn
gleich blinkt der Stahl in meiner Rechten
ein Freund wird mir zur Seite stehn.
Dann trink ich nach gehabter Müh
ein volles Glas Krambambuli …

Ihr dauert mich, ihr armen Toren,
ihr liebet nicht, ihr trinkt nicht Wein:
zu Eseln seid ihr auserkoren,
und dorten wollt ihr Engel sein,
sauft Wasser, wie das liebe Vieh,
und meint, es sei Krambambuli,
Krambimbambambuli, Krambambuli!

Krambambuli soll mir noch munden
wenn jede andre Freude starb
wenn mich Freund Hein beim Glas gefunden
und mir die Seligkeit verdarb.
Ich trink mit ihm in Kompanie
das letzte Glas Krambambuli …

Wer wider uns Krambambulisten
sein hämisch Maul zur Mißgunst rümpft,
den halten wir für keinen Christen,
weil er auf Gottes Gabe schimpft,
ich gäb ihm, ob er Zeter schrie,
nicht einen Schluck Krambambuli,
Krambimbambambuli, Krambambuli!

Text nach Christoph Friedrich Wedekind ( Wittekind ) (1745, auch unter dem Pseudonym: Cresentius Koromandel , der Text hat ursprünglich 102 (!) Strophen)
Musik: um 1750 –
auf die gleiche Melodie wird gesungen (Krambambuli das ist der Titel)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1750 : Zeitraum:
Schlagwort:
Orte:
Geschichte dieses Liedes:


CDs und Bücher mit Krambambuli (Studentenlied):

Anmerkungen zu "Krambambuli (Studentenlied)"

Böhme bringt in Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) die ersten drei Strophen und schreibt;

„So lautet das über 150 Jahre lang gesungene Lied in gekürzter und veränderter Gestalt. Das Gedicht hat der Hofrath Wittekind genannt Koromandel in Danzig verfasst und besteht aus 102 Strophen, davon bilden 21 den versifizierten Vorbericht, welcher beginnt:

Ein Günther schreibt das Lob vom Knaster
Das Canitz ebenfalls erhebt
Ich weiß, auch dass dies Lebenspflaster
Bei Dichtern stets im Ansehn schwebt
Ich nehm ein Stück aus der Chemie
und schreibe vom Krambambuli

Das Lied erschien zuerst als Einzeldruck mit der Jahrzahl 1745 unter dem Titel „Der Krambambulist: Ein Lobgedicht über die gebrannten Wasser im Lachs zu Danzig“. Dann in „Koromandels Nebenstündiger Zeitvertreib in Teutschen Gedichten“, Danzig und Leipzig, 1747, S. 413-436. Die Melodie ist dieselbe, wie zu dem etwas ältern Kanapeliede und steht sie hier nach der Notation in Erk’s Volksliedern II Heft 6 Nr 54 1844, wozu vielfache mündliche und schriftliche Mitteilungen benutzt sind. Eine alte Notation fand sich nicht. Die älteste steht in A. Methfessels Kommersbuch, 1818, ist aber keine gute, sondern geänderte Lesart.

Weil der Text witzig und für Sittengeschichte unterrichtend ist, lasse ich hier eine Auswahl der 43 wichtigern Strophen, wie sie Erk a a D ausgehoben hat, folgen:

"Krambambuli (Studentenlied)" in diesen Liederbüchern

in “ Allgemeines Deutsches Kommersbuch “ – Feuerwerker-Liederbuch (1883) — Deutsch-Österreichisches Studentenliederbuch (1888) – Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) — Großes Volks-Liederbuch (ca. 1900) — Deutsches Fußball-Liederbuch (ca. 1920) — Sport-Liederbuch (1921) —