In des Waldes düstern Gründen

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In des Waldes düstern Gründen

In des Waldes düstern Gründen
in den Höhlen tief versteckt
ruht der allerkühnste Räuber
bis ihn seine Rosa weckt.

„Rinaldini“, ruf sie schmeichelnd
„Rinaldini, wache auf!
Deine Leute sind schon munter
längst schon ging die Sonne auf.“

Und er öffnet seine Augen
lächelt ihr den Morgengruß
sie sinkt sanft in seine Arme
und erwidert seinen Kuss.

Draußen bellen laut die Hunde
alles strömet hin und her!
Jeder rüstet sich zum Streite
ladet doppelt sein Gewehr.

Und der Hauptmann, schön gerüstet
tritt nun mitten unter sie:
„Guten Morgen, Kameraden!
Sagt, was gibt´s denn schon so früh?“

„Unsere Feinde sind gerüstet
ziehen gegen uns heran.“
„Nun wohlan! Sie sollen sehen
dass der Waldsohn streiten kann.“

„Lasst uns fallen oder siegen!“
Alle rufen: „Wohl es sei!“
Und es tönen Berg und Wälder
ringsherum vom Feldgeschrei.

Seht sie fechten, seht sie streiten!
Jetzt verdoppelt sich ihr Mut!
Aber ach, sie müssen weichen,
und vergebens strömt ihr Blut

Rinaldini, eingeschlossen,
haut sich mutig kämpfend durch
und erreicht im finstern Walde
eine alte Felsenburg.

Zwischen hohen, düstern Mauern
lächelt ihm der Liebe Glück
es erheitert seine Seele
Dianorens Zauberblick.

Rinaldini, lieber Räuber
raubst den Schönen Herz und Ruh
ach wie schrecklich in dem Kampfe,
wie verliebt im Schloss bist du!

Text: Nach Christian A. Vulpius (1762-1827) – 1799 – auch „In des Waldes tiefsten Gründen“ oder “ In des Waldes finstern Gründen“ – das Lied war mit sexuellen Anspielungen auch verbreitet unter Soldaten, die dazu marschierten
Musik: nach 1818 auf die Melodie von “ Preisend mit viel schönen Reden

CDs und Bücher mit In des Waldes düstern Gründen:

Anmerkungen zu "In des Waldes düstern Gründen"

Gedicht, von Christian August Vulpius (1762-1827), dem Verfasser des gleichnamigen Schauerromans über den Räuberhauptmann, 1799 zusammen mit anderen Romanzen und Liedern über Rinaldo Rinaldini in der Zeitschrift »Janus« veröffentlicht. Das volkstümliche Lied wird auch als »In des Waldes finstern Gründen« oder »In des Waldes tiefsten Gründen« gesungen. Womöglich in Anlehnung an Schillers Gedicht »Kassandra«, wo es heißt: »In des Waldes tiefste Gründe/Flüchtete die Seherin.« Auf Jahrmärkten von Bänkelsängern gesungen, war wegen der Verherrlichung des Räuberlebens und erotischer Anspielungen verboten. Um 1847 wurden von einem Unbekannten zwei neue, moralische Strophen, hinzugedichtet: Ob das Lied damit noch so beliebt war…?

Lispelnd sprach das holde Mädchen:
„Höre an, Rinaldo, mein
Werde tugendhaft, mein Lieber
laß das Räuberhandwerk sein!“
„Ja, das will ich liebe Rosa!
will ein braver Bürger sein
und ein ehrlich Handwerk treiben
stets gedenken dabei dein“

Seitdem mit seiner Volksweise bis zur Gegenwart gesungen und in keinem Taschenliederbuche fehlend. Oben die verbreitetste vom Volke zu recht gesungene Lesart. Die Melodie dazu war um 1800 schon vorhanden zu einer von Harfnern gesungenen Romanze auf Eginhard und Emma „Große Taten edler Seelen... „. Mit Änderung weniger Noten hat sich die Räubermelodie herausgebildet, die seit 1800 unendlich viel gesungen und hundert andern Texten angepaßt worden ist. Beachten wolle man, dass diese Räubermelodie ihren Schluß der Marseillaise entlehnt hat.

Varianten

  • 1 1 finstern Gründen
  • 1 3 ruht der Räuber allerkühnster
  • 5 1 wohl gerüstet
  • 6 4 ob der Waldsohn
  • 7 4 rundherum

"In des Waldes düstern Gründen" in diesen Liederbüchern

in: Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) — Neues Liederbuch für Artilleristen (1893) —  Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) — Albvereins-Liederbuch (ca. 1900) — Der Pott (1942) —  Leute höret die Geschichte (1976)