Hier sind wir versammelt zu löblichem Tun,
drum, Brüderchen, ergo bibamus!
Die Gläser sie klingen, Gespräche sie ruhn
beherziget: ergo bibamus!
Das heisst noch ein altes, ein tüchtiges Wort
es passet zum ersten und passet so fort
und schallet, ein Echo, vom festlichen Ort
ein herrliches: Ergo bibamus!
Ich hatte ein freundliches Liebchen gesehn
da dacht‘ ich mir: Ergo bibamus!
und nannte mich freundlich, da liess sie mich steh’n;
ich half mir und dachte: Bibamus!
und wenn sie versöhnet und herzet und küsst
und wenn ihr das Herzen und Küssen vermisst,
so bleibet nur, bis ihr was Besseres wisst
drum, Brüderchen, ergo bibamus!
Mich ruft mein Geschick von den Freunden hinweg
ihr Redlichen! Ergo bibamus!
Ich scheide von hinnen mit leichtem Gepäck
drum doppeltes Ergo Bibamus!
Und was auch der Filz von dem Leibe sich schmorgt
so bleibt für den Heitern doch immer gesorgt
weil immer dem Frohen der Fröhliche borgt
drum, Brüderchen, ergo bibamus!
Was sollen wir sagen zum heutigen Tag
Ich dächte nur: Ergo bibamus!
Er ist nun einmal von besonderm Schlag
drum immer aufs neue: Bibamus!
Er führet die Freude durchs offene Tor
es glänzen die Wolken, es teilt sich der Flor
da scheint uns ein Bildchen, ein göttliches vor
Wir klingen und singen: Bibamus!
Text: Johann Wolfgang von Goethe , 1810
Musik: Max Eberwein – 1813
auf die gleiche Melodie wird gesungen