Es ritt ein Herr zum kühlen Wein
verspielt sein einziges Söhnelein
Und wie er nun nach Hause kam,
sein einziger Sohn ihm entgegen kam
Ach Vater, lieber Vater mein,
was bringt ihr mit vom kühlen Wein?
Ich bring‘ dir mit ein neues Ross
darauf du noch nie geritten hast
Reit hin, reit hin zur Nätherin
Und lass dir machen ein Hemdelein
Und laß dirs machen wohl in die Weite,
dass du darinnen kannst schreiten
Und lass dirs machen wohl in die Länge,
dass du darinnen kannst hängen
Und als der Sohn nach Hause kam,
der ganze Hof voll Reiter war
Es mocht ihn keiner greifen an,
sein falscher Vater griff ihn selber an
Es mocht ihn keiner führen hinaus,
sein falscher Vater führt ihn selber hinaus
Wie weit schritt ihm die Mutter nach?
Sie schritt bis hinter die Pforte nach
Wie weit schritt ihm die Schwester nach?
Sie schritt bis hinter das Galgengericht
Ach Herren, edle Herren mein,
gebt mir mein einziges Brüderlein
Und deinen Bruder den kriegst du nicht,
er muss jetzt hangen am Galgengericht
Und wenn du dich ziehst nackend aus
Und dreimal um den Galgen laufst
Und wie das letzte Wort geschah,
die Kleider schon alle unten war’n
Und wie sie´s erstemal rum kam,
da fingen alle Frauen zu weinen an
Und wie sie´s zweitemal rum kam,
da fingen alle Herren zu weinen an.
Und wie sie´s letztemal ‚rum kam,
da hießen sie sie stille stahn
Schließt ab, schließt ab das Kettenband,
und lasst den Knaben wieder in das Land
Da kam ein grober Edelmann,
der wollte meine Schwester han
Meine Schwester die kriegst du nicht,
sie hat mich erlöset vom Galgengericht
Text und Musik: Verfasser unbekannt –
Vermutlich sehr alte Geschichte über einen Vater, der den Sohn beim Würfelspiel „verspielt“.
in Schlesische Volkslieder (1842)
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