Bei Sedan auf den Höhen
da stand nach blutger Schlacht
bei stillem Abendwehen
ein Schütze auf der Wacht
Die Wolken ziehn nach Osten
Die Dörfer stehn in Brand
Sie leuchten durch die Fluren
Weithin ins ganze Land
Er ging wohl auf und nieder
Schaut an die tote Schar
Die gestern um die Stunde
Noch frisch und rüstig war
Was jammert dort im Busche?
Was klagt in bittrer Not?
„Gib mir, Gott, zur letzten Stunde
Einen ruhig sanften Tod!“
Der Schütze schlich sich näher
Da lag ein Reitersmann
Mit tiefer Todeswunde
Im Busche bei Sedan
Gib Wasser, deutscher Kamerad
Die Kugel traf mich so gut
Hier an dem Wiesenrande
Da floß zuerst mein Blut
Gewähre mir die Bitte
Und grüß mir Weib und Kind
Ich heiß Andreas Förster
Und bin aus Saargemünd
Ich ließ mein Weib und Kinder
Daheim beim trauten Herd
Sie harren ihres Vaters
Der niemals wiederkehrt
Grab mich am Wiesenrande
Dort ein beim Morgenrot!
Er sprach und schloß ein Auge
Der Reitersmann war tot
Am hellen frühen Morgen
Grub ihm der Schütz das Grab
Gab ihm viel Wiesenblumen
Und Zweige mit hinab
Er machte auch ein Kreuzlein
Und schrieb die Worte drauf:
„Hier ruht ein tapfrer Reiter
Bis ihn der Herr weckt auf.“‚
Text und Musik: Kurt Moser, Soldat aus Dresden (Herbst 1870)
in Deutscher Liederhort III (1893, Nr. 1386 „Der sterbende Reiter“)
Im Liederhort steht nichts von der Urheberschaft des Gefreiten Kurt Mosers, jedoch bei Holzapfel.
Weitere Angaben im Liederhort: „Dieses im Herbst 1870 entstandene Soldatenlied liegt mir in fünf Lesarten vor. a) aus dem sächsischen. Erzgebirge (Alfr. Müller, Nr. 24) dieser Text hier, mit Ausnahme der Schlußstrophe. — b) aus dem Nassauischen 1880 durch Wolfram in Dillenburg. — c) aus der Wetterau 1892 durch Köhler Lugge. — d) aus dem Rheinlande, K. Becker Nr. 129. — Die Melodie bei den 3 Letztgenannten bis auf einzelne Noten gleichlautend. — e) Mit dem Anfange: „An der Weichsel, gegen Osten, da stand nach blutger Schlacht“ (Lewalter III, 43).
Zur Geschichte dieses Liedes:
Versionen, Parodien und Nachdichtungen: :
Liederthema: Kriegslieder, Soldatenlieder
Liederzeit vor 1870 - Zeitraum: 1870-1871 Deutsch Französischer Krieg
Stichwort: Sedantag • Orte: Dillenburg, Nassau, Nordrhein-Westfalen - Rheinland und Westfalen, Saar, Saargemünd, Sedan, Wetterau
Geschichte dieses Liedes: Bei Sedan wohl auf den Höhen
Anmerkungen:
Noch manche Zusätze über das Jammern zu Hause und Empfang der Todesbotschaft schwächen die Wirkung des schönen Soldatenliedes ab. (Böhme)
vergleiche auch “ Fern bei Sedan auf den Höhen „
Textvarianten:
Textvarianten sehr zahlreich:
- 1,4 statt Bayer wird auch gesungen ein Sachse, ein Preuße, ein Schütze, ein Jäger.
- 4, 3 O heilge Gottesmutter gibt mir ein sanften Tod! Müller).
- 11. Str: „Ein Kreuz wohl aus den Zweigen brach ihm der holde Wind: Hier ruht Andreas Förster, er war aus Saargemünd.“ (Sächsische Lesart)
Zweite Melodie:
Ähnliche Lieder:
In diesen Büchern:
Dieses Lied wurde in Preußen vor dem ersten Weltkrieg für den Schulunterricht in der fünften bzw sechsten Klasse besonders empfohlen ( Zentralblatt der preußischen Regierung von 1912) und diente der Kriegserziehung im Kaiserreich .
u.a. in Stolz ziehn wir in die Schlacht (1915) – Weltkriegs-Liedersammlung (1926)