Auch ich war ein Jüngling mit lockigem Haar
an Mut wie an Hoffnung reich,
beim Amboss ein Meister fürwahr,
im Fleisse kam keiner mir gleich.
Ich liebte den Frohsinn, den Tanz, den Gesang,
ich küsste manch Dirn mit rosiger Wang,
ihr Herz hat mir manche geweiht
das war eine köstliche Zeit
Einst waren die Mädchen so treu wie das Gold
und zog ihr Geliebter ins Feld
so schwuren sie ihm, wenn er sterben sollt´
zu sterben unvermählt.
Sie dachten noch nicht: wenn gestorben der
wo nehmen wir gleich den anderen her?
sie waren noch nicht so gescheit
das war eine köstliche Zeit
Einst gab es noch Schätze von Geistern bewacht
und manchen verwegenen Fant
der mutig hinausging in finsterer Nacht
kam Reichtum und Glück in die Hand
Da hatten die Geister noch Geld im Haus
und liehen es ohne Prozente aus
der Geist war nicht arm so wie heut
das war eine köstliche Zeit
Einst galt das Versprechen mit Handschlag und Mund
da hatte die Feder noch Ruh
schloss damals ein Päärchen den eh’lichen Bund
so brauchte man wenig dazu.
Man schrieb im Kontrakt bei der Liebe Schwur
statt Namen und Titel ein Kreuzelein nur
das Kreuz kam nicht nach so wie heut
das war eine köstliche Zeit
Wenn’s wieder so würde, wie´s einstens wohl war,
wo das Schwert nur im Recht sich erhob,
wo, geschlagen im Kampfe, die sündige Schaar
wie Spreu vom Winde zerstob!
Wenn Redlichkeit käme als Waffenschmied
und schlüg auf den Amboss, von Glut umsprüht,
ein Schwert, nur dem Guten geweiht
das wär eine köstliche Zeit.
Text und Musik: Albert Lortzing (1801-1851)
aus „Der Waffenschmied“
vergleiche die neuere Version dieses Liedes
u.a. in: Liederschatz für das Deutsche Heer (1892) — Großes Volks-Liederbuch (ca. 1900) —