An der Weichsel gegen Osten
da stand ein Soldat auf Posten
sieh da kam ein schönes Mädchen
brachte Blumen aus dem Städtchen
Ei, wohin du schöne Rose?
Ei, wohin du Himmelsknospe?
Ich bring Blumen dir zum Strauße
und dann eile ich nach Hause
Ganz verdächtig scheint die Sache
du mußt mit mir auf die Wache
laß mich gehen, denn ich eile
meine Mutter ist alleine
Bist du treu dem Vaterlande
so gib einen Kuß zum Pfande
wirst vom Pferd absteigen müssen
so du meinen Mund willst küssen
Küssen muß ich dich wohl auf dem Posten
Und sollt es mein Leben kosten
„Ei so will ich dich begrüßen
Mit viel hunderttausend Küssen.“
Von der Ferne stehn die Feinde
Ja, sie sind vielleicht auch unsre Freunde?
Der liebe Gott wird uns bewahren
Vor so vielen Feindesscharen!
Text und Musik: Verfasser unbekannt –
„Das Lied mag bald nach 1815 entstanden sein: Weichsel und Douane erinnem an französisch-russischen Feldzug. Viel gesungenes Soldatenlied mit zahlreichen Varianten: vielfach mündlich aus dem Hessen-Darmstädtischen, Nassauischen und Elsaß, um 1880 von Soldaten gehört. Mit gleichem Anfange steht ein Todeslied bei J. Lewalter III Nr. 43 und A. Müller, Erzgebirgische Volkslieder. S. 24 : Ein sterbender Landwehrmann, Andreas Förster, gibt seinem Kameraden letzte Aufträge und schließt die Augen (Nr. 1386). “
mit Angaben in Deutscher Liederhort III (1893, Nr. 1427 „Auf Posten“)
Das Motiv des Soldaten, der auf Posten ein Mädchen küsst, wird im April 1915 auch von Hans Leip für Lili Marleen verwendet.