Ein stolzes Schiff

Ein stolzes Schiff streicht einsam durch die Wellen
Es führt uns uns´re deutschen Brüder fort!
Die Flagge weht, die weißen Segel schwellen
Amerika ist der Bestimmungsort
Auf dem Verdecke stehen
noch einmal anzusehen
das Vaterland, das heimatliche Grün
Mann, Weib und Kind
eh sie von dannen ziehen

Dort zieh´n sie hin wer wagt es, noch zu fragen
Warum verlassen sie ihr Vaterland?
O, altes Deutschland, kannst du es ertragen,
daß deine Völker werden so verbannt?
Schaut her. Ihr Volksbeglücker,
schaut her, Ihr Unterdrücker,
seht eure besten Arbeitskräfte flieh’n,
seht, wie sie über’s große Weltmeer zieh’n.

Wir stehen hier am heimatlichen Strande
und blicken unsern deutschen Brüdern nach.
Nicht Hochmuth treibt sie aus dem Vaterlande,
Nein, Nahrungslosigkeit und Noth und Schmach.
Was hier nicht war zu finden,
wollen sie sich dort begründen;
Sie segeln von dem deutschen Boden ab
und suchen in Amerika ein Grab.

Dort zieh’n sie hin auf wilden Meereswogen,
arm kommen sie im fernen Welttheil an,
und unter’m fremden, weiten Himmelsbogen
erwartet sie ein neues Schicksal dann:
Elend, Armuth und Kummer
wiegt sie gar oft in Schlummer.
0 altes Deutschland, kannst du ohne Grau’n
die Flucht der armen Landeskinder schau’n?

Text: Heinrich Schacht:
Musik: auf die Melodie „Die Liebe schlang das heiligste der Bande“ von Albert Methfessel (1828)

Zuerst in: Bilder aus Hamburg´s Volksleben. J. F. Richter, Hamburg 1855 –
auch in: Helmut Glagla, Hamburg im plattdeutschen Drehorgellied des 19. Jahrhunderts, Hamburg 1974
DVA: V1 4812. – es existiert aber auch eine weitere Fassung dieser Melodie

Liederthema:
Liederzeit: vor 1855 : Zeitraum:
Orte: ,
Geschichte dieses Liedes:
T2


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